„Wie heißen noch einmal die Typen, die immer mit Musikern rumhängen?“ – „Bassisten.“ So geht ein beliebter Musikerwitz über die Tieftöner, ohne deren tiefen Sound jedoch kein Song funktioniert. Erst der Bass gibt der Musik das Rückgrat. Und was die Popularität von Vier-Saiten-Spezialisten angeht: Eine ganze Reihe von Bassisten haben ohne jeden Zweifel Kultstatus erreicht. Zu ihnen gehören unter anderem Flea von den Red Hot Chili Peppers, Sting oder Duff McKagan von Guns `n` Roses. Viele deutsche Größen aus diesem Metier nutzen Instrumente vom Niederrhein, genauer gesagt aus Hüls. „Pur“-Bassist Joe Crawford beispielsweise hat gleich mehrere der begehrten Modelle. Seit 30 Jahren gibt es Bassline in Hüls. Die Erfolgsgeschichte findet im Jubiläumsjahr ihre Fortsetzung.
Zu geflügelten Wesen hat Jan Aretz offenbar ein ganz besonderes Verhältnis. Der Krefelder ist in seiner Heimatstadt vor allem als Betreiber der Traditionsgaststätte „Blauer Engel“ bekannt. Ganz bewusst hat er bei seinem Start an der Schwertstraße vor sieben Jahren entschieden, das historische Kneipenschild zu belassen. Es zeigt ein Engelchen auf einer Wolke mit Federn am Helm. Nun hat er vor wenigen Monaten das kleine, aber feine Gitarrenbau-Unternehmen Bassline übernommen. Das Logo des Betriebs ist eine stilisierte Fledermaus. „Die bleibt selbstverständlich erhalten“, betont der 38-Jährige. „Sie ist, wie der Engel, ziemlich oldschool. Aber das ist eben Historie.“ Auch sonst möchten er und sein Mitstreiter Philipp Maike die Tradition am Mühlenweg weiterführen.
Der Bau elektronisch verstärkbarer Saiteninstrumente in Hüls ist untrennbar mit dem Namen Rüdiger Ziesemann verbunden. Der leidenschaftliche Musiker machte vor rund 40 Jahren sein Hobby zum Beruf. Zehn Jahre später gründete er den Betrieb mit der Fledermaus. Das Geschäftsmodell: handgemachte Instrumente auf Kundenwunsch, Schwerpunkt Bass. Durch seine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung als Schreiner – inklusive Meister – brachte er sehr gute Voraussetzungen mit. Die Ausbildung zum Instrumentenbauer erledigte er sozusagen als Autodidakt. Alles, war er für den perfekten Bass brauchte, brachte sich Rüdiger Ziesemann selbst bei. Und er gab sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz an jüngere Enthusiasten weiter.
Einer von ihnen war Jan Aretz. „Ich habe selbst bei Bassline gelernt“, erzählt er. Nach der Lehre riss der Kontakt nicht ab. Immer wieder half er aus, auch neben seinen Aufgaben als Kneipenwirt. Wie schon seinen Lehrmeister, so trieb auch ihn die Liebe zur Musik an. „Seit ich 15 bin, spiele ich Bass“, erzählt er. Mit verschiedenen Bands stand er auf diversen Bühnen. Er hat einen sehr breiten Musikgeschmack, der von Hardrock bis Jamiroquai reicht. „Wichtig war mir immer, dass es selbstgemachte Musik ist. Covern ist nicht so mein Ding.“ Die Bühnenkarriere hat er inzwischen beendet. „Leider komme ich heute nicht mehr dazu. Mir fehlt schlicht die Zeit“, bedauert er.
Dafür kann er anderen Musikerinnen und Musikern zu einem perfekt passenden Instrument verhelfen. An seiner Seite Philipp Maike, gelernter Produktdesigner, passionierter Gitarrist und seit vielen Jahren im Bassline-Kosmos zu Hause. „Ohne Philipp hätte ich den Betrieb nicht übernommen“, betont der neue Inhaber. Auch Rüdiger Ziesemann und dessen Frau Martina stehen noch im Hintergrund bereit. „Sie unterstützen uns beim Übergang.“
Das Ziesemann-Versprechen will man weiterhin einlösen: „Jeder Bassline-Bass ist ein Unikat.“ Mindestens 20 Arbeitsstunden stecken in jedem Exemplar. Dabei wird sich das neue Duo zunächst auf die Bestseller fokussieren. Zu ihnen gehört zum Beispiel das Modell „Buster“. Aber auch die „re:bell“-Serie wird stark nachgefragt. Neu ist der „Bustiny“, der sich unter anderem durch einen kürzeren Hals auszeichnet. „Er ist der perfekte Reise-Bass“, meint Jan Aretz. Auch E-Gitarren will man sich verstärkt widmen. Hier lautet das Stichwort vor allem „Förster“. „Unsere Förster-Gitarren werden ausschließlich aus heimischen Hölzern gefertigt“, erklärt Jan Aretz. „Neben einer Manufaktur verstehen wir uns auch als Reparatur-Werkstatt für Saiteninstrumente aller Art“, betont Aretz. „Einfach vorbeikommen, wir helfen gern.“
„Vorbeikommen“ heißt es übrigens auch am 4. November. Dann soll das Jubiläum vor Ort gefeiert werden. „Mit Musik und neuen Bässen“, verspricht Jan Aretz. Und mit diesen Typen, die neben den Musikern herumstehen.
Bassline Krefeld
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